OT: Resor utan mål, Kap Farväl!, 1932, 1933
Aus dem Schwedischen von Verner Arpe und Klaus-Jürgen Liedtke
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Klaus-Jürgen Liedtke
408 Seiten, € 23 [D] | € 23,60 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-11-7

Reisen ohne Ziel

Harry Martinson

Harry Martinson (1904 – 1978) machte sich im Alter von 16 Jahren als Matrose auf die Reise und fuhr für sieben Jahre zur See. Nach Schweden zurückgekehrt, veröffentlichte er zwei Gedichtbände und schließlich, literarisch verarbeitet, seine Erlebnisse auf dem Meer: »Reisen ohne Ziel« und »Cape Farewell!« Beide Bände sind in diesem Buch zusammengefasst. Es sind scheinbar flüchtig hingeworfene Skizzen, Reisefeuilletons, kurze Erzählungen, die spielerisch die Grenze zwischen Biografie und Fiktion auflösen. Begeisterung und Entdeckerlust prägen die Texte, in denen die Reise gefeiert wird, die zu entdeckende Fremde, das Unterwegssein, ohne Standesgrenzen und ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Konventionen.

Ob Trondheim, Rio de Janeiro, Gent, Reykjavík, Montevideo, Santa Fé, der Ärmel- oder der Panamakanal – ob eingeflochtene Gedichte, ethnografische, szenische, dialogische oder klassische Erzählungen und kleine Prosastücke. Der »Weltnomade« Harry Martinson bewegt sich geografisch und literarisch mit solch großer Freiheit und Sicherheit, dass klar ist: Hier zeigt sich ein herausragendes literarisches Talent mit einer eigenen, starken Stimme. Martinson nimmt einerseits das Exotische der Reisen in seine Sprache auf und findet ungewöhnliche Bilder, er beschreibt andererseits nüchtern verzeichnend das Gesehene, verschweigt auch die Mühen der Seefahrt nicht – und verzaubert mit einfallsreicher Erzählkunst den daheimgebliebenen Leser. Es sind nicht nur biografische Splitter von der Seefahrt, nicht nur Beschwörungen des Erlebten. Vielmehr wird die rastlose, vermeintlich ziellose Fahrt zu einer existenziellen Suche, zu einer großen allzumenschlichen Lebensreise.

»Sohn eines Kapitäns und Weltnomade war der schwedische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Harry Martinson (1904-1978). Mit 16 verließ er seine Heimatstadt in Blekinge, um sieben Jahre zur See zu fahren. Seine Erlebnisse auf dem Meer, packend und sinnlich erzählt, sind in ›Reisen ohne Ziel‹ zusammengefasst. Eine wunderbare Lehnstuhlreise an Winterabenden.«

Kristina Maidt-Zinke, NORR Magazin

»Kaum zu glauben, dass ein nicht mal 30-Jähriger so spontan und abgeklärt zugleich schrieb. (…) Der Mann kann schwärmen wie wenige andere, und fliegende Fische entzünden pure Poesie.«

Ralf Stiftel, Westfälischer Anzeiger

»Allein die Beschreibung von Winden und Stürmen, die Tücken der Wartung von Booten auf hoher See, die prekäre Situation von Matrosen, sind mit das Packendste, was diesseits von ›Moby Dick‹ über den Alltag an Bord zu lesen ist.«

Julian Weber, die tageszeitung

»Behutsam aktualisierte und ergänzte der Herausgeber Klaus-Jürgen Liedtke Verner Arpes Erstübersetzung, es gelingt ihm in seiner Neuübersetzung, Martinsons mündlichen Duktus zu erhalten und überzeugende Entsprechungen für dessen Wortschöpfungen zu finden, besonders in den Gedichten. Bei allem Seemannspathos – in einer Gegenwart, in der die Nationen immer ängstlicher auf ihre Grenzen blicken, haben Harry Martinsons ›Reisen ohne Ziel‹ etwas erfrischend Idealistisches.«

Katrin Hillgruber, Deutschlandfunk Büchermarkt

»Vom anarchisch-freiheitsliebenden Impuls sind die Kapitel dieses Buches erfüllt, was den Großteil seiner Attraktivität ausmacht. In unserer Gegenwart, in der neue Mauern gebaut werden, das Einreisen überall erschwert, ja das Reisen überhaupt durch Terror und Nationalismus bedroht wird, wirkt Martinsons intellektuelles Nomadenleben schon beinahe wie eine ferne Utopie. Ein Glücksfall.«

Volker Kaminski, Kulturaustausch

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Harry Martinson

Harry Martinson (1904–1978), Sohn eines ehemaligen Kapitäns und bankrotten Ladeninhabers, wuchs in Jämshög in Blekinge auf und verlor seinen Vater im Alter von sechs Jahren. Während die Mutter nach Kalifornien auswanderte, wurden Martinson und seine Geschwister als »Verdingkinder« von Jahr zu Jahr reihum auf Bauernhöfe gegeben. 16-jährig heuerte Martinson als Matrose an, 1927 kehrte er lungenkrank nach Schweden zurück. Sein erster Gedichtband »Das Geisterschiff« erschien 1929. Im selben Jahr heiratete er Helga Maria Swartz, die 1933 als Moa Martinson ihr literarisches Debüt gab. Martinson hatte mit Gedichten, Romanen und Reisebeschreibungen vor allem Erfolg bei der jüngeren Generation. Er ließ sich bei Stockholm nieder, doch der Nomadentrieb blieb ihm erhalten – immer wieder ging er auf Wanderschaft. In den späten 1930er Jahren verfasste er drei eigensinnige Bände mit Texten über die Natur. 1974 erhielt er, gemeinsam mit Eyvind Johnson, als Mitglied der Schwedischen Akademie den Nobelpreis für Literatur. Trotz großer Beliebtheit beim Publikum waren etliche seiner Werke umstritten. Martinson, bekennender Buddhist, beging schließlich während eines Krankenhausaufenthalts Suizid mithilfe einer Schere.

Klaus-Jürgen Liedtke

Klaus-Jürgen Liedtke, geboren 1950 in Südtondern, veröffentlichte Gedichtbände und zuletzt den Roman aus Dokumenten »Nachkrieg und Die Trümmer aus Ostpreußen«. 2018 gab er »Die Ostsee. Berichte und Geschichten aus 2000 Jahren« heraus. Als Übersetzer von Gunnar Ekelöf, Henry Parland, Edith Södergran und vielen mehr erhielt er u. a. 2005 den Paul-Celan-Preis sowie 2014 den Gerard-Bonnier-Preis.

Verner Arpe

Verner Arpe (1902 – 1979), geboren in Hamburg, Schauspieler und nach seiner Emigration nach Schweden 1933 auch Übersetzer. Er schrieb einen Schauspielführer und übersetzte und synchronisierte zahlreiche Filme und Theaterstücke. 1979 starb er in Bromma, Stockholm.

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