OT: »Hurskas kurjuus«, 1919
Aus dem Finnischen und mit einem Glossar von Reetta Karjalainen und Anu Katariina Lindemann
Mit einem Nachwort von Thomas E. Brunnsteiner
284 Seiten, € 24 | € 24,60 [A]
Gebunden, fadengeheftet und mit Lesebändchen
ISBN 978-3-945370-00-1

Frommes Elend

Frans Eemil Sillanpää

Im Herbst des Jahres 1857 wird Jussi-Toivola als Sohn armer Bauern in einer Zeit geboren, die von großen Umbrüchen gezeichnet ist. Finnland ist bestrebt, sich von der jahrhundertelangen Fremdherrschaft – zuerst durch Schweden und dann durch Russland – zu befreien. In seiner Heimat, wo Jussi aufwächst und später als Landarbeiter und Kleinpächter in einer Hütte mit Frau und zahlreichen Kindern sein Leben zu bestreiten versucht, erschweren Hunger und Armut sein Dasein. Als dann 1918 der Bürgerkrieg ausbricht, findet sich Jussi inmitten der Auseinandersetzungen des Krieges wieder.

Frans Eemil Sillanpää, als bisher einziger Finne wurde er 1939 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet, betrachtet Jussis Schicksal mit anteilnehmender Zugeneigtheit, ohne zu verklären, ohne zu viele Worte zu verlieren. So entsteht das Bild eines Menschen im Einklang mit der Natur, mit »Gleichgewicht in seinen Gedanken«, der den historischen Umwälzungen letztlich zum Opfer fällt. Und doch überstrahlt die Beschreibung des Lebens von Jussi-Toivola all das Elend und die aufreibenden Konflikte. Es leuchtet, aufgehoben in der Literatur.

»Eine großartige Wiederentdeckung.«

Madeleine Napetschnig, Die Presse

»Ein Buch, das nahegeht und ein Kapitel der Geschichte Finnlands behandelt, das in Deutschland weitgehend unbekannt ist.«

Franz Friedrich, Buchreport

»So frisch, unpathetisch und gnadenlos klar, dass man gerne mehr von diesem Autor lesen möchte.«

Werner Schandor, Wiener Zeitung

»Ein so filigran wie erbarmungslos realistisch gezeichnetes Porträt eines Kleinbauern, der vor den finnischen Hungerjahren Mitte des 19. Jahrhunderts geboren und während des dreimonatigen Bürgerkriegs 1918 erschossen wird.«

Gabriele von Arnim, Deutschlandradio Kultur

»Der Roman erinnert an Erzählungen, die lange, dunkle Winterabende verkürzen.«

Jörg Plath, ORF

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Frans Eemil Sillanpää

Frans Eemil Sillanpää (1888–1964) ist der bisher einzige finnische Literaturnobelpreisträger. Als Sohn einfacher Hofbesitzer wurde er zur Schulbildung ans Gymnasium nach Tampere und anschließend für ein Studium der Medizin an die kaiserliche Alexander-Universität nach Helsinki geschickt. Er brach das Studium ab, kehrte zurück aufs Land, gründet dort eine Familie und begann literarisch zu arbeiten. 1919 entstand der Roman »Frommes Elend«. 1923 »Hiltu und Ragnar« ein kurzer Spin-Off-Roman, in dem Sillanpää das Schicksal von Hiltu, einer Nebenfigur aus »Frommes Elend«, weiterverfolgte. 1931 nahm er den Faden wieder auf und schrieb mit »Jung entschlafen« das Gegenstück zu »Frommes Elend«, das in der gleichen Zeit spielt und das junge Hausmädchen Silja als Protagonistin hat. 1939 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zugesprochen, für den er seit 1930 wiederholt vorgeschlagen worden war. Er verfiel dem Alkohol, verbrachte die Jahre 1940 bis 1943 in der Psychiatrie und schrieb danach so gut wie gar nicht mehr. Dennoch blieb er in Finnland bis zu seinem Tod 1964 populär, weil er als »Taata Sillanpää« (Opa Sillanpää) immer zu Weihnachten im nationalen Radio sprach.

Reetta Karjalainen

Reetta Karjalainen wurde 1973 in Kranj (Slowenien) geboren, wuchs bilingual (finnisch-deutsch) auf, studierte in Wien Fennistik, Finno-Ugristik und Deutsche Philologie und lebt als Übersetzerin in Wien und Yläne (Finnland).

Anu Katariina Lindemann

Anu Katariina Lindemann wurde 1979 in Bremen geboren. Sie studierte Fennistik sowie Englische und Deutsche Philologie in Köln und lebt als Übersetzerin in München.

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